Ilka SCHÖNBEIN

Theater Meschugge

Künstlerische Leitung und Regie, Figurenbau, Figurenspiel

Die Darmstädterin Ilka Schönbein ließ sich in der eurythmischen Tanztechnik Rudolph Steiners ausbilden, die mehr noch als Kraft oder Technik die Verbindung zwischen Seele und Ausdruck fördert und anstrebt. Nachdem sie ihr Studium beim Stuttgarter Puppenspieler Albrecht Roser beendet hatte, war sie etwa zehn Jahre lang mit verschiedenen Tourneetheatern unterwegs, bevor sie ein eigenes, ihr Theater Meschugge gründete und mit eigenen Produktionen auf den Weg schickte. Metamorphosen wurde für die Straße geschrieben, um jede Art von Publikum anzusprechen. Später – ohne ihr Straßenspiel aufzugeben – war Ilka bereit, das Stück auch in Theatern aufzuführen und ihm dabei eine zweite Figur hinzuzufügen, zunächst dargestellt von Thomas Berg, ihrem deutschen Techniker, später von Alexandre Haslé, einem französischen Schauspieler, und schließlich von Mo Bunte, einer deutschen Puppenspielerin. Jedes Mal entwickelte Ilka eine neue Variante des Stückes, mit ihrer letzten Bühnenpartnerin sogar zwei. Die Masken und Kostüme veränderten sich im Laufe der Zeit, bestimmte Szenen und Figuren verschwanden, um Platz für immer neue zu machen. Metamorphosen, später Metamorphosen der Metamorphosen, wurde so in fünf verschiedenen Versionen aufgeführt, die sich vom beißenden, typisch mitteleuropäischen Humor zu einer sehr schwarzseherischen, globalen Weltsicht entwickelten. Ilkas Kunst besteht vor allem darin, ein Gleichgewicht unter ihren Ausdrucksmitteln herzustellen: Puppenspiel, Schauspiel und Tanz. Doch so viel sie auch spielt und auftritt – für Ilka sind ihre Stücke niemals fertig oder vollendet: sie lebt sie und sie leben mit ihr.

Der Froschkönig (Le Roi Grenouille) gab Ilka die Gelegenheit zum Kinder- und Jugendtheater zurückzukehren. Das Stück entstand im Mai 1998 in Koproduktion mit dem Théâtre d’Ivry Antoine Vitez und in Zusammenarbeit mit dem Conseil Général du Val de Marne, dem Théâtre National de Montpellier, dem Festival Mimos de Périgueux und dem Théâtre National des Jeunes Spectateurs de Montreuil. Der Froschkönig wurde in zwei Versionen aufgeführt, die erste mit Alexandre Haslé, die zweite mit Mo Bunte. 2005 wurde Der Froschkönig erneut aufgenommen (Roi Genouille III), diesmal mit den Darstellerinnen Simone Decloedt und Britta Arste, dem Akkordeonisten Rudi Meier und Christian Ilg (Countertenor), später Reiner Philipp Kais (Countertenor).

 

 

Winterreise (Le Voyage d’Hiver)

feierte im Herbst 2003 am Théâtre Gérard Philipe in Frouard (Lothringen) Premiere, in Zusammenarbeit mit ABC in Bar-Le-Duc, dem Théâtre Romain Rolland in Villejuif, Le Prisme in Saint-Quentin-en-Yvelines und dem Conseil Général du Val de Marne. Kurz darauf wurde das Stück beim Festival Mondial de la Marionnette in Charleville-Mézières aufgeführt, an der Manufacture in Nancy, am Nouveau Théâtre d’Angers CDN, am Théâtre de la Commune und an zahlreichen anderen Theatern in Frankreich und der Schweiz. Das Werk von Franz Schubert und Wilhelm Müller hat die Entstehung maßgeblich inspiriert. Die Regiearbeit wurde unterstützt durch Ute Hallaschka und Ilka Schönbein, die nicht nur alle Masken und Kostüme entwarf, sondern auch die Hauptrolle übernahm. Christian Ilg interpretierte die Schubert-Lieder und Rudi Meier entwickelte eine brillante Akkordeon-Version für das originale Schubert-Werk. Simone Decloedt assistierte in der Rolle einer Krähe. Die französischen Texte wurden zunächst aufgezeichnet, und durch die Schauspielerinnen Paule d’Héria und Marie-Laure Crochant nach und nach auch auf der Bühne verkörpert. Obwohl das Stück sehr gut aufgenommen wurde, wagte sich Ilka schon zwei Wochen nach der Premiere an eine komplette Überarbeitung, in der sie die Interpretationen von Christian Ilg in Szene setze, der sich in seiner neuen Rolle auch gut zurechtfand. Jedes einzelne der von Ilka neu hinzugefügten Zwischenspiele, Glocken oder Jahrmarktsmusik, brachte die Zuschauer wieder von der Musik in die persönliche Wirklichkeit dieser Reise ohne Ende zurück.

 

 

2005 arbeitete Ilka künstlerisch eng mit Mary Sharp zusammen und lud Nathalie Pagnac ein, mit auf die Winterreise zu gehen. Die Schauspielerin unterstützte den lyrischen Gesang, indem sie zeigte, wie sich Schmerz durch Verlust in Körper und Stimme ausdrückt. Mein eigen Fleisch und Blut (Chair de ma Chair) entstand während eines Probenateliers am Théâtre Le Grand Parquet in Paris (18. Stadtbezirk). Dieses Stück wurde produziert von Les Métamorphoses Singulières und koproduziert von ARCADI (Action Régionale pour la Création Artistique et la Diffusion en Ilede-France), mit Unterstützung der Stadt Paris, des DRAC der Region Ile-de-France et der Verwaltung des 18. Pariser Stadtbezirkes. Ilka wurde dabei inspiriert von dem Roman « Warum das Kind in der Polenta kocht » von Aglaja Veteranyi, einem Bericht voller Verzweiflung und zugleich berührend schöner Poesie über ein Zirkuskind, das – in Abscheu und Liebe an seine Mutter gefesselt – sein mißbrauchtes Leben beschreibt: der Schmerz bei Verlust, Einsamkeit, Raserei, Widerwärtiges, Entwurzelung… Ilka erarbeitete die Dramaturgie mit Mary Sharp und vertraute die Interpretation der französischen Texte Nathalie Pagnac an. Das Stück feierte Premiere beim Festival Mondial de Marionnettes in Charleville-Mézières. Um das jahrmarkt- und zirkushafte Moment zu verstärken, brachte Ilka eine dritte Schauspielerin mit ein: Bénédicte Holvoote, die sich auf italienisch einmischt. Das Stück wurde in vier verschiedenen Sprachen (französisch, spanisch, englisch und deutsch) und in ganz Europa aufgeführt: Spanien, Italien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland.

Die Alte und das Biest

– für meinen Vater (La Vieille et la Bête – à mon père)


Die Alte und das Biest feierte im Oktober 2009 im Théâtre au bord de l’eau Vidy in Lausanne Premiere, weitere erste Aufführungen fanden im Februar 2010 im Grand Parquet in Paris statt. Es handelt vom kleinen Esel, vom Tod und Altern.

Dies ist Ilkas erste Zusammenarbeit mit der Musikerin Alexandra Lupidi, mit der sie die musikalische Kreation und die Bühne teilt. Das Stück wurde bis Mai 2013 in einer Vielzahl von Städten aufgeführt: Forum de Meyrin, Festival Effervescence in Nevers, Théâtre Firmin Gémier d’Antony, Théâtre Romain Roland de Villejuif, L’espal au Mans, ABC Dijon, Festival du Théâtre Pan (Lugano), Les Contes Givrés in Saint Vallier, Champs de la Marionnettes in Saint Germain Les Arpajon, Théâtre de Morsang sur Orge, CDN d’Aubervilliers ; Théâtre de la Commune, L’Agora de Billère, Théâtre des 4 saisons in Gradignan, L’Astrobale von La Rochelle, Le Libournia in Libourne, Théâtre de L’Espace ; scène nationale de Besançon, Scène Nationale de Forbach, Centre Pablo Picasso d’Homécourt, ATP des Vosges à Epinal, La Maison du Théâtre d’Amiens, Le Safran d’Amiens, L’arche de Béthoncourt, Mainz, Festival Mondial de Charleville-Mézières, Cottbus, München, Potsdam, Berlin, La Comédie de Béthune, Saint Barthélémy d’Anjou, le strapontin in Pont Scorff, La paillette in Rennes, Stuttgart, Mannheim, Scène Nationale in Limoges, les sept collines in Tulle, Cusset, Ramonville, Urrugne, Oloron Sainte Marie, L’Agora in Billere, L’estive de Foix, Bergerac, Théâtre Edwige Feuillère in Vesoul, Figura Festival in Baden, Festival d’Offenburg, Espace Soutines de Lèves, Centre Culturel de Chef Boutonne, Le Carré – Les Colonnes de Blanquefort, La scène Nationale de Châteauroux, La Maison du Théâtre in Brest, La Merise in Trappes, Le Centre Malraux in Vandoeuvre-lès-Nancy, Le Centre de la Marionnette in Tournai, Le Théâtre National in Namur, Le Manège in Maubeuge, Festival Titirimundi (Ségovia, Burges, Valladolid, Madrid). Es wurde in einer deutschen, englischen, italienischen und spanischen Version aufgeführt.

Sinon je te mange…(Sonst fress ich dich…) feierte im Herbst 2014 Premiere im Théâtre de la Marionnette in Paris.

Ilka Schönbein arbeitet auch mit anderen Puppenspielerinnen zusammen und führt Regie. So entstand 2006 Der Wolf und die sieben Geißlein mit Kerstin Wiese (300 Vorstellungen), 2009 Wolfshunger mit Laurie Cannac (325 Vorstellungen), das 2010 für den französischen Theaterpreis Molière für Junges Theater nominiert wurde, und 2013 Nicht Fisch noch Weib ebenfalls mit Laurie Cannac.